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Reaktionen und Diskussionen anlässlich der Premiere von "Djihad in Wittenberg"
Aus unserer Einladung zur Premiere im September 2015, im Jubiläumsmonat unseres 25-jährigen Bestehens:
Liebe Freundinnen und Freunde des KLÜNGELBEUTEL,
dies ist ein Mutmach-Text.
Allen, die unsicher sind, ob sie sich unser Luther-Programm mit dem - wie wir inzwischen wahrgenommen haben - sehr umstrittenen Titel "Djihad in Wittenberg" antun sollen, möchten wir Mut machen, ihren bisherigen Erfahrungen mit dem KLÜNGELBEUTEL zu trauen und mit uns und Martin Luther einen Sprung ins Neuland des interreligiösen Kabaretts zu wagen. Wir versprechen, Sie werden gleichzeitig einen unterhaltsamen Kabarettabend erleben.
Wir wissen wohl, dass wir mit der Grundidee des Programms, Luther vor den Hintergrund des zeitgenössischen Islam zu platzieren und dort beide miteinander in Kontakt zu bringen, mit ihren hellen wie mit ihren dunklen Seiten, ein erhebliches Risiko eingegangen sind. Und der Titel ist natürlich noch einmal eine besonders große Provokation. "Musste das wirklich sein, dass ihr einen für mich so positiven Namen wie Martin Luther mit einem so schrecklichen Wort wie Djihad in Verbindung bringt?" so fragte uns eine Freundin und engagierte Kirchenfrau neulich.
Vielleicht sind Provokation und Zumutung im Titel und auf dem Plakat für den einen oder die andere zu heftig ausgefallen. Andererseits sind aber ja auch gerade Zumutung und Provokation durchaus immer auch Markenzeichen von Martin Luther selber gewesen.
"Macht uns den Martin nicht madig!" - Nein, das wollen wir auch nicht.
Aber wir holen ihn heraus aus seinem Museum, wo er zwar gelegentlich von Gläubigen bestaunt und von Schulklassen besucht wird, aber eben auch zusehends verstaubt. Wir bringen ihn wieder unters Volk. Allerdings unter ein Volk von heute, wo der Reformator dann auf einmal auch jener anderen Religion begegnet, die inzwischen ja unzweifelhaft auch zu Deutschland gehört. Und nicht nur der Kopftuch-Muslima begegnet er da, sondern auch dem katholischen Würdenträger von heute, und dem Salafisten, und dem kölschen Karnevals-Duo. Und was dabei passiert, davon handelt "Djihad in Wittenberg - Martin Luther sein Kampf. Interreligiöses Kabarett".
Unser 25-jähriges Bühnenjubiläum feiern wir also nicht mit einem selbstzufriedenen Best of-Programm. Stattdessen legen wir dieses hochspannende, aber eben auch riskante interreligiöse Luther-Programm vor.
Wir wollen ja auch noch nicht ins Museum.
Bis vielleicht bald bei einer Begegnung "vor der Tür der Wittenberger Schlosskirche in Köln-Sülz" grüßt Sie herzlich im Namen des KLÜNGELBEUTEL
Wolfram Behmenburg
Sehr geehrter Herr Behmenburg,
ich bekam vor wenigen Tagen Kenntnis von dem geplanten neuen Programm des "Klüngelbeutel" mit dem Titel "Djihad in Wittenberg. Martin Luther sein Kampf".
Ich möchte Ihnen wohlmeinend und in aller Gewogenheit sagen, dass ich den Titel für fatal misslungen halte - insbesondere für einen Kabarett-Titel! Der Kabarettbegriff signalisiert doch in erster Linie Spaß und Lachen (natürlich durchaus auch über ernste Themen); das ist aber bei einem so vielschichtigen, missverständlichen und problembeladenen Begriff wie "Djihad" nicht gerade angezeigt!
… damit spielt man auch nicht Kabarett!!!
Oder wollen Sie im und mit dem Kabarett vielleicht erklären, was Luther und den Djihad verbindet?! Das dürfte schwierig werden! Denn das müsste ein gemeinsames Verständnis des Djihad voraussetzen- und das gibt es nicht!
Bedauerlich und m. E. fahrlässig, dass Sie auf diesen höchst problematischen Titel für Ihr Programm verfallen sind - und das ausgerechnet beim Jubiläumsprogramm zu Ihrem 25-jährigen Bestehen! … Martin Luther ging es primär um die Frage: "Wie finde ich einen gnädigen Gott?" …
Vielleicht ist ja noch Zeit, von diesem deutlich misslungenen Titel, der ja vermutlich auch auf entsprechende Inhalte hinweisen soll, Abstand zu nehmen…
Sehr geehrter Herr Behmenburg,
bitte nehmen Sie meine 'Warnung' nicht übel. Ich mag ja den "Klüngelbeutel" eigentlich gern, und gerade deshalb bin ich besorgt, dass ein Programm mit diesem problematisch-missverständlichen Titel schon im Vorfeld 'in die Hose gehen' könnte.
Mit freundlichen Grüßen und guten Wünschen für Ihre weitere Arbeit…
Sehr geehrter Herr Behmenburg,
…wir waren bisher immer begeisterte Besucher Ihrer Veranstaltungen, aber den aktuellen Programmtitel "Djihad in Wittenberg" fanden wir beide (mein Mann ist evangelisch, ich bin katholisch) geschmacklos, gerade auch angesichts der Greueltaten der IS-Kämpfer im Nahen Osten.
Wir wollen deshalb diesmal von einem Besuch Ihrer Veranstaltung absehen.
Ich denke, eine bestimmte Grenze sollte man auch im Kabarett nicht überschreiten.
Mit freundlichen Grüßen…
Betreff: Bleiben Sie wie Sie sind!! Machen Sie weiter so!
Wollte Ihnen nur kurz bestätigen, dass ich auf jeden Fall mit 3 Personen in die Vorstellung komme und nicht ganz nachvollziehen kann, dass es Leute gibt, die Probleme mit dem Programm haben oder
haben könnten. Wie Sie schon sagten, Martin Luther war auch provokativ, sonst wäre er nicht dahin gekommen wo er war.Und es gäbe wahrscheinlich heute keine evangelische Kirche.
Deshalb Lassen Sie sich nicht beirren!
Viele Grüße …
Liebes Klüngelbeutel-Team!
Auch ich möchte euch Mut machen und mit dieser Mail zum Ausdruck bringen:
Ich finde den Titel völligst großartig und meine Ersterfahrung mit euch mit dem Programm "Vielen Dank Joachim" auf dem Katholikentag in Regensburg in Kombination mit diesem Titel motivieren mich aufs höchste, mir dieses Programm anzuschauen. …
Als Katholikin - dazu auch noch als rheinländische Katholikin - bin ich es wahrscheinlich mehr gewöhnt, dass unsere ach so "heiligen" Herren ihrer Heiligkeit durch Provokation oder Spötterei einmal beraubt werden. Das finde ich persönlich auch immer sehr wichtig - sonst wird´s mit der Heiligkeitsempfindung irgendwie zu viel und es kommt nur ein goldenes Kalb heraus. So wünsche ich also meinen protestantischen Brüdern und Schwestern viel Mut, sich trotz allem auf das Programm einzulassen und hoffentlich herzhaft zu lachen - und den ein oder anderen "In-Frage-Stellungs-Gedanken" mitzunehmen.
Also, nur Mut und rauf auf die Bühne!
Herzliche Grüße aus …
Lieber Wolfram,
danke für Deine Mail. Ich kenne auch einige Leute, die mit dem Plakat ihre Schwierigkeiten haben, vielleicht auch deshalb gezögert haben, mitzukommen.
Der interreligiöse Dialog ist sicher mit das wichtigste in den nächsten Jahrzenhten unseres Miteinanders in Köln und anderswo. Von daher bin ich gespannt, was der Djihad, wobei ich immer an die verbrecherischen Aktionen im vorderen Orient und in Nigeria denken muß, denn im neuen Programm bedeutet. Wir kommen am 19.September.
Herzliche Grüße, …
Liebes Ehepaar Behmenburg!
Soeben habe ich Ihre Mail gelesen und bin erschrocken über die Reaktion auf Ihr Programm. Ihre Vorstellungen sind eine Ermutigung für alle, die nicht unter Provokationen leiden, sondern unter Verkrustungen.
Ich freue mich auf den 4. Oktober, für den wir am ersten Tag unsere Karten gekauft haben.
Ich wünsche Ihnen guten Mut. Ihre Programme sind wichtig.
Ihre …
Lieber Wolfram, liebe Ulrike
ich werde mir in diesen Tagen noch Karten besorgen. Ich bin entsetzt über die konfessionale Kleinkariertheit und Ängstlichkeit in unseren Gefilden. Wenn das der Martin nicht aushält, dann weiß ich nicht... Wo bleibt denn da das "sola fide" , das Vertrauen zum Klüngelbeutel, das der das schon gut und richtig macht wie in den vielen Jahren vorher...
Bleibt tapfer und - wie sagt Martin so schön: "peccate fortiter" (sündigt tapfer weiter!)
Euer …
Liebe Freunde von den Freunden des KLÜNGELBEUTELS,
mit großem Kopfschütteln haben wir gestern Abend die Vorstellung verlassen und mit der offenen Frage, wer da plakativ im Vorfeld Kritik geübt hat.
Die, die auch den Metzger vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte schleppen, wenn er "Bauernleberwurst" im Angebot hat?
D'raufschau'n, was d'rin ist! - Nicht D'raufhau'n, bis es hin ist!
Wir sind ein Kleeblatt, mit kölnisch Wasser jedäuf' - wenn auch in papistischen Einrichtungen - und haben herzlich - auch über uns selbst und über unsere Fraktion lachen können. Der Spiegel an der Wand zeigt nur die eig'ne Schand - oder so ähnlich.
Und schon im Alten Testament steht zu lesen: Es gibt eine Zeit zum Weinen, und gestern war eine Zeit zum Lachen - oder so ähnlich - frei nach Pr 3,4!
Der alte Kant kannt's auch:
"Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht zu den vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: Die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen."
"Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont." Konrad Adenauer daran müssen wir wohl noch arbeiten.
Also Leute: weiter so und mehr davon, das wünscht sich eine von den neuen Fans Eurer Truppe und Eures Humors
Toi, Toi, Toi von …
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir bedanken uns sehr bei Ihnen, dass wir an das tolle Stück teilnehmen durften.
Wir fanden ihre Aufführung sehr amüsant und umfangreich. Was uns am meissten gefallen hat war, dass sie der Puppe die den Propheten Mohammed darstellen sollte, eine Schachtel aufgesetzt haben.
… Unserer Meinung nach sollte so etwas im deutschem Fersehen ausgestrahlt werden, da sich eine wetvolle Message dahinter verbirgt, die uns alle was angeht. Dadurch würde sich vielleicht das Weltbild positiv ändern, weil die Menschen endlich realisieren würden, dass alles eine Masche ist, um nur die Menschheit aufeinander zu hetzen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Ihnen das Stück sehr gelungen ist und nicht nur den Erwachsenen, sondern auch uns Jugendlichen gefallen hat. Wir hoffen, dass sie weiterhin so viel Erfolg bei ihren Theater Aufführungen haben werden und dass wir demnächst wieder kommen dürfen.
Mit freundlichen Grüßen Halat Abdulah Schüler der Europaschule Troisdorf
Liebe Klüngelbeutler_innen,
ganz herzlichen Dank für den vergnüglichen und zum Nachdenken anregenden Premiereabend eures Programms 'Djihad in Wittenberg'. Er hat nicht nur Einblicke in die 'protestantische Seele' vermittelt, sondern auch viel zum interreligiösen Miteinander beigetragen. Gottes Segen für euch.
Liebe Grüße Rabeya Müller
Imamin bei der Muslimischen Gemeinde Rheinland ZIF Köln
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